Tagebuch des Nachkommandos



von: Peter Stübbe

Nachdem am 26.08.93 der Fernmeldesektor Q durch den Kommandeur des Führungsdienstkommandos, Brigadegeneral Westhoff außer Dienst ge-stellt wurde und der Führer des Nachkommandos, Hauptmann Kruse, in sein Amt eingeführt wurde, nahm am O1.1O.93 das Nachkommando FmSkt Q seine Arbeit auf.

Wurde bis zum 31.O9.93 noch ein minimaler Fachauftrag am Standort Hambühren betrieben, unter Anderem wurde noch eine Vergleichende Erfassung zur Bewertung der Antennenanlage durchgeführt, stellte auch die SPOTLIGHT- Erfassung am O1.1O.93 ihre Arbeit ein. Am 01.1O.93 betrug die Personal stärke des Nachkommandos noch ca. 3O Soldaten / zivile Mitarbeiter.

Im Juli 1993 waren schon die ersten Soldaten des FmSkt Q als Vorkommando nach Berlin kommandiert. Zug um Zug folgte die Versetzung weiteren Personals, sodass die Personal stärke des Nachkommandos FmSkt Q ständig sank.

Sofort nach Einstellung des Fachauftrages begannen die am Standort verbliebenen Techniker mit der Demontage der restlichen Anlage.

Am 3O.O9.93 15:OO Ortszeit wurde, im Rahmen einer kleinen Feierstunde, die Antennenanlage abgeschaltet. Somit war nach Aussage fachkundiger Horchfunker und Techniker die beste HF- Antenne der Fernmeldeaufklärung der Luftwaffe gestorben.

Zu dieser denkwürdigen Feierstunde waren Ehemalige des Fernmeldesektors Q geladen. Weil die Sperrzone aufgehoben war, konnten einige von ihnen erstmals nach Jahren die Räume ihres ehemaligen Dienstgebäudes wieder betreten. Entsprechend war die Stimmung, eine Mischung von Beklommenheit und Andacht.

Die trüben Wintertage erhielten in dieser Zeit nur Abwechslung durch die Verabschiedung von Soldaten und daraus resultierenden "Ausständen" und einiger "letztmal" -Veranstaltungen.

So wurde am 16.11.93 zum letzten Mal der Klönsnack durch die Uffz- Vereinigung ausgerichtet.

Die letzte Jahresabschluss- Feier wurde am 08.12.93 im Beisein des Kommandeur Fernmeldebereich 71, Herrn Oberst Deindörfer, gefeiert. Er hatte aus Osnabrück eine Marzipantorte, verziert mit den Symbolen des Sektors, mitgebracht.

Zu dieser Veranstaltung war auch die Leiterin der UNICEF Celle, Frau Hintz, zu einem Informationsvortrag eingeladen.

Die Gemeinde Hambühren lud am 24.11.93 ihre Soldaten auch in diesem Jahr zu einer gemeinsamen Wanderung mit Rat und Verwaltung ein. Der Weg führte von Oldau, entlang der Aller, nach Hambühren I. Die fachkundige Führung übernahm OTL a.D. Drayer, der, in seiner Eigenschaft als Jäger und Kenner der hiesigen Gegebenheiten, viel Information über Landschaft, Geschichte und Fauna des durchwanderten Gebietes geben konnte.

Der letzte Teil des Wegs, durch das Antennenfeld, trübte die Stimmung. Hatte ein Abbruchunternehmen doch gerade damit begonnen die Antennenanlage "platt zu machen".

Teile des Nachkommando vor Block 1Tiefe Krater und bizarre Stahlgerippe der umgelegten Antennenmasten offerierte an diesem kalten Wintertag die ganze Unsinnigkeit der Vernichtung dieser Anlage. Erst die hervorragende Bewirtung im Gershof zu Hambühren munterte die Stimmung der durchgefrorenen Wanderer wieder auf.

Am 15.12.93 wurde dem Führer des Nachkommandos gemeldet, dass das Erfassungsgebäude der ehemaligen Erfassungsstellung des Fernmeldesektor Q ( Block 1O) vollständig geräumt sei.
Das bis zuletzt im Erfassungsgebäude verbliebenen Fachpersonal trat seinen schweren Gang zur Dienstverrichtung in die ungeliebte Verwaltungsbaracke (Block 1) an. Hier übernahmen sie neue Aufgaben im Nachkommando als

- Zahlungsbeauftragter (Hilfs-ReFü),
- Kraftfahrer und
- Frühstückschef (Ersatz- Kantinenwirt).

Am 19.0l.94 veranstaltete die Unteroffiziervereinigung und das Nachkommando den traditionsreichen Neujahrsempfang. Auch zu dieser Veranstaltung kam, wie in vergangener, traditionsreicher Zeit, alles was "Rang und Namen" hatte.

In einer Blitzaktion wurde die vorzeitige Zurruhesetzung der StFw Weiberg und Kleinfeld durchgesetzt. Wegen mangelnder "Restdienstzeit" konnte der StFw Kleinfeld seinen zustehenden Erholungsurlaub nicht abgelten.

Am 23.O3.94 verabschiedeten sich die zum 31.O3.94 ausscheidenden Soldaten mit "Spanferkel und reichlich Schmiermittel".

Die letzte gesellschaftliche Veranstaltung des Nachkommando FmSkt Q wird am 3O.03,1994 stattfinden. Dann verabschiedet sich die Gemeinde mit einem kleinen Fest auf dem Gelände der Kaserne von "Ihren" Soldaten. Am 31.03.1994 werden die letzten Soldaten, am Ende einer traditionsreichen Zeit am Standort Hambühren, nach einem gemeinsamen Frühstück, in alle Winde verstreut ihren Weg gehen.

Ein Weilchen weiß vielleicht noch wer,
was Du gewesen;
Dann wird das weggefegt,
und weiter fegt der Besen.
(Th. Storm, Chronik von Grieshuus)